Vorbemerkung zu den Berichten

Ruam Boon

Wenn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen. Naja, meistens.
Dabei ist es leider nur zu oft der Standard, lediglich zu berichten, welche Gebäude und Denkmäler man besucht hat. Finde ich furchtbar langweilig, schon alleine das Besuchen von Steinen und Holzteilen, und noch mehr das Erzählen davon. Ebenso religiöse Wandmalereien, etwa in Klöstern. Kann ich die etwas fragen? Bekomme ich dann auch Antworten? Bisher jedenfalls noch nie. Also kann ich nur davor stehen und mir meinen Teil denken. Und praktisch immer geht es um vergangene Zeiten und Königreiche.
Aber wenn schon Vergangenheit, dann interessiert mich doch viel mehr, wie es den Leuten damals ging? Auch im Vergleich zu heute: Was hat sie damals bewegt, mit welchen Problemen mußten die sich herumschlagen, worüber freute man sich damals?

Aber noch besser ist es, die Menschen im Hier und Heute zu beobachten, und mit ihnen zu reden; zu erfahren, inwieweit ihr Leben anders ist als das Leben, wie wir es so kennen. Was genau ist anders, was ist gleich? Und warum? Was ist wichtig für sie, auf was sind sie stolz, worüber sind sie unzufrieden, was möchten sie ändern?
Normalerweise werden sie das einem Wildfremden nicht auf die Nase binden. Und Asiaten noch viel weniger. Aber wenn man freundlich und nicht überheblich, wenn man interessiert, aber nicht danach bohrend solche Themenbereiche anspricht, dann wird man öfters fündig als man erwarten könnte.
Und das Irre dabei ist, es erschließen sich ganz neue Welten, ganz neue Einstellungen zum Leben (und dem Danach). Die eigenen Ansichten, also was wie ist und wie Dinge zusammenhängen, relativieren sich, wenn man feststellt, es geht auch anders. Anders als nur so, wie wir es kennen und gelernt haben. Und das Leben funktioniert trotzdem, nur eben ... anders!

Und auch, wenn man, was in Asien eher der Fall sein dürfte, nicht so oft mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommt, wenn man nur so da sitzt und beobachtet und sich vielleicht seinen Teil denkt, kann man dazulernen. Einfaches Beispiel ist der Verkehr. Ein scheinbar absolutes Chaos, aber irgendwie funktioniert der Verkehr trotzdem, auch wenn diese Art des Fahrens in Deutschland den sofortigen Verkehrs-Infarkt bedeuten würde.
Oder wenn man nur mal die Leute so anschaut, wie sie unterwegs sind, auf etwas warten oder mit ihren Freunden zusammen sitzen. Nur selten sieht man diese Art griesgrämiger Gesichter, die für Deutschland leider so typisch geworden sind ... man könnte fast meinen, Wohlstand schafft Mißmut. Die meisten Menschen in Asien, und sicherlich auch anderswo, haben genug damit zu tun, ihr „täglich Brot“ zu verdienen, die haben keine Zeit, und vor allem keine Lust, sauer zu sein. Das soll nicht heißen „poor is beautiful“, sondern nur, daß diese Menschen, auch wenn es ihnen nicht so gut geht, sich von den Umständen eben nicht ihr Leben vermiesen lassen. Das gilt wohl für die Mehrheit der einfachen Menschen. Gleichzeitig macht sich eine neue (?) Mittelklasse bemerkbar, die noch viel mehr nach Statussymbolen und Anerkennung lechzt als man es sich im Westen vorstellen kann. In diesen Sphären existiert man nur durch das, was man vorweisen kann, etwa das neueste Handy, und nicht etwa dadurch, wer man ist oder was man geschaffen hat. Abgesehen von Thailand ist das in Saigon noch am ehesten zu sehen, die anderen beschriebenen Städte sind noch nicht ganz so weit. „So weit“?

Ich denke mal, wenn man so, also offen für alles Neue, an das Reisen herangeht, vielleicht nicht alle naselang die Kamera zückt und auch nicht ständig nur aufs Smart-Handy schaut, um zu verfolgen, was zu Hause gerade passiert, dann, dann ist das Reisen ein wirklich befriedigendes Erleben. Und das Beste: die Erfahrungen, die man dabei macht, die bleiben einem, das ganze Leben lang erhalten. Eben anders als etwa trendige Anschaffungen, die von Tag zu Tag an Wert verlieren. Oder in kürzester Zeit komplett aus der Mode sind.

Und mit dieser Einstellung habe ich mir die drei Städte, um die es hier geht, angeschaut und sie „er-fahren“.

2012    Ho Chi Minh City (Südvietnam)

2013    Phnom Penh (Kambodscha)

2014    Hanoi (Nordvietnam)

(Vielleicht kommt auch noch Singapur dazu, wer weiß...?)

 

Kuiburi Red Gaur
Die echten Red Bulls, in Kuiburi

 

(c) Februar 2022


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