Verbrechen und Polizei in Thailand

Vorab: Ich kann hier nur meine eigenen Erfahrungen und Ansichten wiedergeben, also keine statistischen Fakten. Wobei Statistiken...: Wer will denen schon glauben?

Als Ausländer ist man in Thailand relativ wenig Kriminalität ausgesetzt, und wiederum ein beachtlicher Teil davon dürfte von anderen Ausländern begangen werden. Den meisten Thais dürfte es zu unsicher erscheinen, was als Ergebnis etwa eines Überfalls auf einen Ausländer passieren mag. Weil das eventuell große Wellen schlägt und damit der Verfolgungsdruck größer wird. Und so ein Thai beschädigt das Ansehen des Landes, was die Tat in den Augen der anderen noch schlimmer macht.

Gefängniszelle in Thailand
Gefängniszelle in Thailand: 1,2 qm pro Mensch

Andererseits sind die Thai Gefängnisse mehr als voll. und die Zustände darinnen sind furchtbar, um so mehr für Ausländer. Alleine die Aussicht, dort zu enden oder auch „nur“ eine begrenzte Zeit zu verbringen, sollte jeden davon abhalten, in Thailand kriminell zu werden. Den größten Anteil an Häftlingen machen wohl Drogensüchtige und -Händler aus, denn Drogen sind in Thailand ein echt riesiges Problem. Daran haben auch extrem harte und langjährige Strafen bisher nichts zu ändern vermocht. In Singapur und Malaysia steht auf viele Drogen-Straftaten die Todesstrafe, aber auch dort gibt es das Problem,- immerhin in geringerem Maße.

Weiterhin gibt es Eifersucht und Beleidigung vielfach als Grund für Kapitalverbrechen. Da die Thais dazu erzogen werden, Gefühle herunterzuschlucken („zu verinnerlichen“), brechen diese oft im Alkohol-Rausch hervor und dann geht es übel zur Sache. Was auch der Grund ist, warum ich nie in ein typisches Thai-Rotlichtviertel gegangen bin: Die Jungs sind besoffen und stehen unter „hormonellem Druck“, das ist mir zu viel Risiko. Nebenbei, wenn man tagsüber daran vorbei geht, sieht man, die meisten Läden sind stink-langweilig eingerichtet wie ein altes Eisenbahn-Abteil, mit Bänken und Tischen, dazu dunkel, und eine Reihe von Bildschirmen mit einem Video. Aber egal.

Ein anderer großer Bereich sind Verbrechen wegen Geld, also Betrug und so, geplatzte Schecks und andere „white collar“ Taten. Aber hierfür fahren die Wenigsten ein, solange sie sich einen guten Anwalt leisten können und einen Kompromiss aushandelbar ist.

Mörderinnen
Jung und brutal: Drei wegen Mordes angeklagt

Und dann gibt es noch eine besondere Spezies von Kriminellen, das sind die Politiker, und mehr noch deren Kinder. Etwas weiter gesteckt kann man das auf die sogenannte High Society ausdehnen. Die sind dann zwar der Vergehen schuldig, kommen aber nicht vor Gericht und ergo auch nicht in den Knast. Da fährt ein Politiker-Sohn in eine Menge an einer Bushaltestelle, mit mehreren Toten, da erschießt ein andere in einer Disco einen Polizisten (in Zivil), weil der ihm angeblich auf den Fuß getreten sei, da überfährt ein Milliarden-Erbe einen Polizisten auf einem Moped mit seinem „Flüüügel“-Ferrari,- in all diesen Fällen wird sich - trotz Kapitalverbrechen - außergerichtlich geeinigt. Der Delinquent muß vielleicht ein paar Jahre ins benachbarte Ausland, aber jedenfalls nicht in den Knast. Da werden etliche Millionen bezahlt, da werden scheinbar fahrlässig Termine „vergessen“ und sonstige Tricksereien. Andererseits: Vor Jahren hat ein Minister in Bayern, wohl im Rausch, einen Polen in einem Fiat auf der Autobahn bei München überfahren und beging Fahrerflucht: Besagter Minister kam da auch ohne Knast davon. Also Vorsicht mit den Vorurteilen...

Insgesamt kann man daher wohl sagen, die allermeisten Verbrechen finden unter Aussschluß der Ausländer statt. Früher gab es noch die allseits beliebten „Scams“, etwa, daß der Tourist in einen Edelstein-Laden geführt wird, wo es besonders günstige Edelsteine gab,- leider aber alles unechte. Die meisten der „Touristen-Rip-Offs“ sind aber inzwischen Geschichte. Vielleicht gibt es noch im Verborgenen solche Stellen, etwa „sexy show“ Angebote, aus denen man erst wieder rauskommt, wenn man 100 Dollar oder so hinblättert.(Tipp: Wenn die Tür verriegelt ist/wird, dann ist es höchstwahrscheinlich ein Rip-Off-Laden.)
Ein paar Verbrechen, die international hohe Wellen geschlagen haben, sind Vergewaltigung und/oder Mord an Ausländern. In der Menge dieser Art von Verbrechen in Thailand sind es sehr wenige, aber natürlich haben sie größere Aufmerksamkeit als vergleichbare Verbrechen an Thais. Bekannt wurden solche Taten aus Kanchanaburi vor vielen Jahren und auch von Koh Tao.

Leider gibt es aber schon immer Verbrechen, die von Ausländern an Ausländern begangen werden. Das sind hauptsächlich Trick-Betrügereien und Diebställe. Auch Schlägereien im Suff passieren, gelegentlich sogar ein Mord. Letzteres aber wirklich selten, seltener als in Europa oder gar den USA. Deswegen kann ich nur allen raten, freundlich zu sein, aber nicht vertrauensseelig, oder zu viel über sich selbst zu erzählen. Es gibt einfach immer wieder Leute, die nicht zurück wollen und die deshalb alles und jeden Betrug unternehmen, um ihren weiteren Aufenthalt in Thailand zu ermöglichen.

Nebenbei, wer Stories über Verbrechen sucht, der wird schnell fündig in Thailands BILD-Zeitungen, ganz vorne dabei die „ThaiRat“. Auf dem Titelblatt ist quasi immer mindestens ein Mord, allerdings sind die Leichen verpixelt und alles auf Thai beschrieben...

Krimineller Kanadier?
Kanadier in Knast-Mode

Wie geht die Polizei nun dagegen vor? Dazu muß man zuerst wissen, daß für fast alle Polizisten der Job vor allem darin besteht, ohne viel Arbeitsaufwand durch den Monat zu kommen. Und beizutragen, die schwarze Kassen des Reviers zu füllen. Denn daraus ergeben sich dann die „Gehalts-Zuschläge“ am Ende des Monats. Von daher wird es vielleicht verständlich, daß ein Polizist eher wie ein Beamter denkt (was er ja auch ist) denn als jemand, der analytisch versucht, ein Problem, sprich Verbrechen, zu lösen. Die generelle Vorgehensweise der Kriminalpolizei ist daher, mit einem Heer von Spitzeln zu arbeiten. Das sind in erster Linie kleinkriminelle  Ersttäter, die laufen gelassen werden unter der Voraussetzung, als Augen und Ohren des Polizisten zu dienen. Ich schätze mal, daß ca. 90% aller aufgeklärten Taten auf solche Zuträger zurück geht. Dazu kommt noch eine andere Eigenheit: Wenn die Polizei weiß, wen sie suchen muß, dann geht sie (oder schickt jemanden) in die Heimatgemeinde des Täters, um im dortigen Kloster den „Übeltäter“ zu verhaften. Es ist erstaunlich, wie oft das funktioniert, gerade bei Erst- oder Zufallstätern, die etwa im Suff etwas angestellt haben. Viele der Täter „verkriechen“ sich in der scheinbaren Geborgenheit des heimischen Klosters, und das weiß auch die Polizei.
Eine andere Methode der Aufklärung entspricht vielleicht nicht unseren westlichen Vorstellungen, ist aber aus Sicht der Polizei nur logisch: Wenn die Polizei z. B. weiß, daß jemand Drogen besitzt, dann bringt sie zur Hausdurchsuchung gleich mal ein Päckchen Drogen mit. Nur für den Fall, daß die Drogen so gut versteckt sind, daß sie nicht auffindbar sind. Dann wird eben das mitgebrachte Päckchen „gefunden“, damit „dem Recht zum Sieg verholfen“ wird. Aus Sicht der Polizei nur logisch...

Ein besonderes Problem sind allerdings Verbrechen, die von Polizisten selbst begangen werden. Davon gibt es eine ganze Menge. Es heißt, und das erscheint mir glaubhaft, daß seit Premier Taksins Krieg gegen die Drogen (2004?) die Polizei fast ein Monopol auf den Vertrieb von Drogen hat, weil damals nahezu die gesamte Konkurrenz ausgeschaltet wurde. Deshalb werden zwar oft Kleinhändler geschnappt, aber die Hintermänner eben nicht. Auch Drogenkuriere werden ab und an geschnappt, aber das ist entweder purer Zufall oder aufgrund von Hinweisen durch die Konkurrenz innerhalb dieser Drogenmaffia. Mit Drogen wird eine Unmenge an Geld „verdient“, zumal, wenn der Vertrieb praktisch ein Monopol ist.

Viele Polizisten haben nebenher noch einen weiteren Job, sei es Türsteher/Rausschmeisser bei Bars oder Bordellen, oder sei es Geldeintreiber für Kredithaie, und das sind nur zwei offensichtliche Nebenjobs mit kriminellem Potential.
Aber das größte Problem mit kriminellen Polizisten ist, daß sie eben praktisch alle Schmiergeld einfordern oder Schutzgeld (Schutz vor endlosen Kontrollen!) erheben. Wer bei einem Unfall die Polizei ruft oder sie kommt von alleine dazu, der kann damit rechnen, daß die Polizei die Hälfte der Versicherungssumme verlangt, um den Unfall aufzunehmen und die nötigen Protokolle auszufüllen. Hier braucht es dann Verhandlungsgeschick, um den „Preis“ zu drücken. Jeder Rotlichtbezirk wird vom „zuständigen Revier“ abkassiert. Jedes Casino – denn die sind alle illegal – zahlt ans Revier, bei größeren Casinos schnell mal einer Million Baht im Monat.

Solche Zustände des gegenseitigen Nutzens zwischen Kriminellen und Polizei sind allgemein bekannt *. Es gibt eine Unmenge an einzelnen Beispielen, die hinter vorgehaltener Hand erzählt werden, aber nie offiziell bekannt werden. Und solange die Zustände so bleiben, daß beide Seiten davon profitieren, solange wird sich da auch wenig ändern.
Es ist wohl nicht von ungefähr, daß die Polizei – nach dem Zoll – als zweit-korrupteste Behörde gilt.

"...die Zusammenarbeit von Banden mit korrupten Polizeibeamten ist keine Seltenheit." (Auswärtiges Amt, Berlin)


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(c) Januar 2020

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